1990-Club80-32 S.43

Von 80 auf 180 oder 280?

Gerald Schröder

Ihr habt es ja alle scbon gelesen: Der Z80 ist "out". "In" sind dagegen der Z180 (bzw. HD64180) und der Z280. Ich möchte hier nun keine genauen Bechreibungen der Prozessoren abliefern. Für den 180er wurd das schon (Sonderheft HD64180), für den 280er dürfte es bald kommen. Aber es stellen sih folgende Fragen:
Was sind die großen Verbesserungen an den beiden Neuen?
Lohnt sich das Umrüsten?
Wenn ja: für wen?


180

Die erste Frage ist für den 180er leicht beantwortet; Man nehme ein komplettes Z80-Board mit: SIO-Controller (Serielle Schnittstellen), Timer/ Counter, Banking-Logik, DMA- und Interrupt-Controller (Jedes Mal mindestens ein Chip). Das packe man auf einen Chip, der etwas größer ist als vorher der Z80 und einige Pins mehr hat, und schon hat an einen 180.

Wie Ihr seht: wenn Ihr einen ordentlich aufgebauten Z80-Rechner mit allem drum und dran habt, braucht Ihr kaum einen 180. Er ist vielleicht etas schneller (aber auch der Z80 kommt bis zu 12MHz, wenn ich Alexander glauben darf), hat einige kleine Befehle mehr, die aber kein Programm benutzt, hat eine "Multi-Prozessor-Schnittstelle", die aber kein Board und keine Software unterstützt. Also: Für Euch ist das nichts.

Aber für alle anderen ist das Ding ein Sprung um eine Größenordnug nach vorn. Da kommt Helmut mit seinem HBD64180-Adapter, der den Z80 ersetzt, ganz recht. (Helmut wird mich wegen der Schleichwerbung wieder steinigen, aber von Kiel bis Hamburg muß er schon eine ganz schöne Wurfkraft haben...)

Was brigt's Euch? Nun, unter NEWDOS so gut wie nichts, aber unter CP/M wird es interessant. Dort lassen sich eine Menge der neuen "Fietschers" (Heikendorf-Friesisch für "Features") ausnutzen, besoaders wenn jemand CP/M-Plus fahren möchte, denn dann ist das Banking des 180er gefragt. Das ist haargenau auf CP/M-Plus zugeschnitten und wartet nur darauf, damit zusammengebracht zu werden. Allerdings legt der TRS-80 seinen Besitzern tausend Steine in den Weg, doch jeder "normale" Rechner verträgt sich ganz gut damit.


280
Den Z280 kenne ich bisher noch nicht "persönlich", aber sein Datenbuch ist doch sehr informativ. Erstmal kann er ähnlich viel wie der 180, hat aber nur eine serielle Schnittstelle (der HD64180 deren zwei sowie eine spezielle). Was kann er mehr?

  • bis zu 16MB Adreßraum (HD64180: 512 KB oder 1 MB)
  • virtueller Adreßraum mit Pages (anstatt Banking)
  • unheimlich viele neue Befehle
  • Cache (256 Byte) und 3-stufige Pipeline
  • Daten und Befehle könnnen voneinander getrennt werden
  • das Betriebssystem kann vom Anwenderprogramm getrennt werden
  • Co-Prozessoren könnten eingesetzt werden (wenn es sie gibt)

Einige von Euch werden jetzt sagen: Wau, ein ultramoderner Super- Hightech-Prozessor." Das sind die Freaks, die eh mehr in der Hardware und dem Betriebssystem stecken und ansonsten ihre Verwaltung lieber auf Karteikarten machen sowie ihre Briefe per Hand schreiben (hallo, Helmut!). Der größte Teil dürfte sagen: "Was'n dat? Kenn ich nich". Müßt Ihr auch nicht, denn: Für die Z80-Welt sind das alles Begriffe, die nie im Gespräch waren. Wer einen PC hat, kennt schon eher einige davon, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen (dort zählen nur MHz und Waitstate.)

Es sollte beiden Gruppen gesagt werden: Unter CP/M(-Plus) (geschweige denn NEWDOS) seht Ihr von den Leistungmöglichkeiten des Z280 nur Bruch- teile. Er ist dann wie ein Porsche-Motor im Käfer: Das Drumherum kann die PS nicht unterstützen und mehr als 120 hält die Kiste dann auch nicht aus. Jedenfalls hat noch nicht mal das "modernste" CP/M (3.O) irgendwelche Unterstützung dafür parat.

Nun aber die gute Nachricht: Für die Freaks unter Euch sei gesagt: Eine viel bessere Plattform zum Experimrntieren könnt Ihr wobl kaum bekommen. Das Ding kann mehr als mancher IBM-Kompatibler, ist aber flexibler und offener. Für mich sieht das Ding aus wie ein UNIX-Prozessor. Aber: Wer hat schon von Z80-UNIX-Maschinen gehört? Ich nicht. Also bastelt mal schön.

Fazit

Für den normalen Z80-User, der endlich CP/M-Plus komfortabel genießen möchte (und dafür die BIOS-Anpassug selbst vornehmen kann), bietet sich der 180er an. Er ersetzt einfach eine Menge Chip, die auf einer normalen Platine kaum Platz haben und hat alle Mölichkeiten der Z80-Welt nebst einige Schmankerln.

Für den Power-User (UNIX nennt es "Super-User") bietet sich der Z280 mit seinem Superuser-Modus geradezu unverschämt an. Natürlich kann er auch sein CP/M-Plus darauf fahren, aber das allein bringt es nicht die Bohne.

Eins sollte ich natürlich nicht vergessen: Wenn Ihr vorhabt, Eurem alten TRS-80 oder sonstigen Z80-Rechner endlich die letzte Ruhe zu gönnen, aber der Z80-Welt nicht ganz abhanden kommen wollt, macht's wie ich: legt Euch eine HD64180- oder Z280-Rechner zu. Dann habt Ihr wenigstens einen Rechner, den nicht jeder hat. Und obendrein habt Ihr eine Menge Möglichkeiten zum Rumspielen in Hard und Soft, die PCs und SRs nicht haben.

PS: Natürlich ist das alles meine persönliche Meinung und Ihr dürft alle ganz anderer Meinung sein.